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Alles nur Illusion

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Neulich erhielt ich eine Mail einer Leserin, die mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Ich möchte nicht zu sehr auf den doch privaten Inhalt eingehen, aber ein Punkt erschien mir so wichtig, dass ich ihn einfach klarstellen musste. Sie war der Meinung, dass ich das perfekte Leben führe und hat ihres irgendwie gleichzeitig abgewertet. Hat mich nach Strategien gefragt, wie ich mein Leben so im Griffe habe. Ich glaube, ich habe mich noch nie komischer gefühlt, so deutlich die Kluft zwischen Internet und Realität gespürt. Meine Gedanken? Seit wann habe ich mein Leben im Griff?. Wie kommt jemand darauf, dass bei mir alles super läuft? Gerade derzeit, wo ich das Gefühl habe, so gar nichts im Griff zu haben. Jedes Seil, das ich anfasse, mir aus den Händen gleitet und ich jeden Tag aufs Neue mit mir selbst und meinen Schwächen konfrontiert werde. Ich fand die Mail unheimlich traurig, denn das war nicht der Eindruck, den ich von mir erwecken wollte, geschweige denn, dass sich meine Leser durch die Texte und Bilder schlecht fühlen sollten.
Niemand ist perfekt und ich möchte es auch nicht sein, ist ein Mensch doch gerade durch seine Ecken und Kanten interessant. Das erfolgreiche Wundermädchen, das dort geschildert wurde, kenne ich selbst nämlich nicht, das bin ich einfach nicht. Dabei stellte ich mir die Frage, ob ich mitunter unbeabsichtigt die falsche Botschaft sende. Ich habe diesen Blog gestartet, um Mädchen mit gleichen Interessen zu inspirieren und sich gegenseitig austauschen zu können, um mir selbst eine kleine Welt zu schaffen, in der ich kreativ sein kann, einen Ausgleich für mein theoretisches Studium finde, mich herausfordern und meine Liebe zur Mode ausleben kann, ohne belächelt zu werden. Ich hatte nie die Absicht eine Illusion von Perfektion zu schaffen, wollte nur die Träumereien eines einfachen Mädchens zeigen. Perfektion ist nichts als Illusion. Egal, wo man hinschaut. 
Ich möchte keinen falschen Eindruck erwecken und andere Mädchen daran verzweifeln lassen, die sich aufgrund meiner Inhalte hier  oder auch auf anderen Blogs ein Bild von mir und anderen Bloggerinnen schaffen, das so gar nicht stimmt.  Wir alle sind Menschen mit Problemen, die hier nur gerne ausgeblendet werden, war dieses Fleckchen doch als Ort des Positiven bestimmt. Sorgfältig picken wir die Inhalte heraus, inszenieren schöne Dinge, weil es uns Freude bereitet, warten auf die perfekte Lichtstimmung, um schöne Outfitfotos zu kreiieren, teilen mal mehr oder weniger persönliche Gedanken, aber letztlich erfolgt stets auch eine Zensur. Nicht um euch zu täuschen, sondern vielmehr um ein Stück unseres Ichs zu bewahren. Wer möchte schon vollkommen entblößt einen Seelenstriptease vollführen, von Geldsorgen, Familienproblemen, Beziehungsstress, Krankheit oder Niederlagen berichten in einer Welt, in der viel zu schnell verurteilt wird und jeder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat?

Ich bin auch nur ein Mensch und werde viel öfter als mir lieb ist impulsiv und sage Dinge, die ich gar nicht meine. Ich esse mein Frühstück im Bett, weil ich zu faul bin, aufzustehen und krümele dabei alles voll. Vergesse ab und an eine Rechnung zu bezahlen und ärgere mich dann über Mahngebühren. Ich schlafe viel zu lange, obwohl meine To Do Liste warnend ruft. Ich schiebe mir lieber meine Beanie ins Gesicht, weil ich keine Lust habe, mir die Haare zu waschen. Mein Geschirr stapelt sich manchmal tagelang und das obwohl ich einen Geschirrspüler habe. Ich weine vor Wut, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Ich prograstiniere und schaue lieber 3 Folgen Vampire Diaries, anstatt die wichtige Literatur zu lesen, nur um mich später über mich selbst zu ärgern.  Ich laufe in Ballerinas zum Outfitshooting und hole dann erst meine High Heels aus der Tasche. Ich habe das Studienfach gewechselt und mich dabei wie ein Vollloser gefühlt. Ich retuschiere ab und an ein Pickelchen auf meinen Bildern. Ich habe gelernt, welche Posen meine Problemzönchen wegschummeln. Habe auch schon mal eine wichtige Uniklausur versemmelt und mich dabei wie ein Vollidiot gefühlt. Ich schreibe fröhliche Sätze, obwohl mir manchmal zum Weinen zumute ist. Ich kaufe im Supermarkt die No Name Produkte, weil ich eben nur ein Studentenbudget habe. Und natürlich suche ich aus den 100 Outfitbildern nur die heraus, auf denen ich mich selbst gut finde, das sind dann vielleicht so 5 Stück.

Mit diesem Blog habe ich die Freiheit meine eigene Seite nach meinen Regeln zu schaffen und dabei haben die negativen Aspekte meist einfach keinen Platz, denn mit denen habe ich im Alltag genug zu tun. Glaubt nicht immer, was ihr seht und vergesst nicht, dass hinter den Personen echte Menschen stecken. Stellt euch vielleicht  auch mal die Frage, wieviel ihr bereit wärt, auf einer Plattform wie dieser hier preiszugeben. Auf meinen zwei bisherigen Bloggerevents konnte ich das selbst erleben. Da gibt es diese Menschen wie Luise, Verena oder Marie, die absolut perfekt aussehen, die ich selbst auf Instagram und ihren Blogs bewundere, bei denen ich mich anfangs nicht getraut habe, ein Gespräch anzufangen, weil ich ja "nur" Yasmin bin, ein kleines Mädchen aus der Provinz. Wie schön war dann der Moment, als ich gemerkt habe, dass wir gar nicht so anders sind, dass wir die gleichen Träume teilen und ähnliche Macken haben, dass wir eben einfach normal sind. Was sagen Klamotten, Labels, schöne Fotos, aufregende Events, Klicks und Follower schon über uns aus? Rein gar nichts! Es steckt so viel mehr dahinter, nur oft genug kommen wir nicht nah genug heran, um zu erkennen, dass wir alle gleich sind. Menschen mit Fehlern, Selbstzweifeln und Schwächen, Menschen zum Anfassen – keine Übermenschen. Hinter jedem Lachen steckt auch eine Träne. Und nur weil auf den Fotos alles nach Friede Freude Eierkuchen aussieht, heißt das nicht, dass alles perfekt ist.  Statt euch womöglich im gleichen Atemzug abzuwerten oder Selbstzweifel zu hegen, erinnert euch daran, wie großartig ihr seid. Was ihr bereits erreicht habt, wofür ihr gekämpft habt und verliert eure Träume und Ziele nicht aus den Augen. Zweifeln und Hinfallen ist erlaubt, ihr müsst euch nur jedes Mal aufs Neue aufraffen. Nach vorne schreiten und anpacken. Dieser Weg ist steinig und auch wenn er bei anderen immer ein wenig rosiger aussieht, ist er das nicht. Glaubt mir, hinter jedem Erfolg stecken jahrelange Arbeit, Schweiß, Tränen, Selbstzweifel. Ihr dürft euch nur nicht blenden lassen vom scheinbar perfekten Leben der anderen und diesem hinterher trauern, denn dann lauft ihr Gefahr, euch selbst zu verlieren. Das wäre schade, denn ihr seid wundervolle Menschen! 
Entschuldigt bitte den etwas längeren Roman. Manche Themen lassen sich aber einfach nicht in 3 Sätzen niederschreiben und mir war es wichtig, dieses illusorische Bild gerade zu rücken. Vielleicht habt ihr ja Lust, eure Gedanken dazu mit mir zu teilen. Ich würde mich freuen. Habt einen schönen Sonntag :)
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