Gestern mitten in Berlin: wenn man es dringend braucht, reagiert das Navi nicht. Im U-Bahn Schacht macht mein Internet am Iphone schlapp, wenn ich gerade die Strecke checken will und keine Orientierung habe und heute Morgen, als ich dringend Fotos bearbeiten möchte, stürzt mein Photoshop ab - Neuinstallation erforderlich. Ich bin genervt! Von der Technik und unseren Umgang mit ihr! Und überhaupt: wann haben wir angefangen, uns so abhängig von ihr zu machen? Wie sind die Menschen vorher zurecht gekommen? Da hören wir von überall lautes Geschimpfe über die Kinder von heute, die statt auf Bäumen herumzuklettern, lieber an ihren Konsolen sitzen und sind selbst keinen Deut besser. Nur eben mit größerem Spielzeug und wichtigeren Ausreden.
Auch so ein Beispiel für die Omnipräsenz der Iphones. Wir sitzen gestern beim Koreaner. Am Nebentisch ein Pärchen, beide mit Iphones in der Hand und endlosem Schweigen zwischen ihnen. Statt miteinander Zeit zu verbringen, schrieben sie sich vermutlich gerade bei Whatsapp.
Ebenso erschreckend: ich laufe orientierungslos umher, klebe am Bildschirm, um Straße XY zu finden und verpasse dabei das offensichtlich Schöne vor meinen Augen. Es heißt ja nicht umsonst, der Weg ist das Ziel. Und auch im Berliner Dom bei einem tollen Konzert (ich werde die Woche noch ausführlicher berichten) habe ich den Auftrag Fotos zu schießen. Keine große Sache, aber dennoch irgendwie störend, wenn ich mich doch einfach zu 100% auf die Musik, das Erlebnis einlassen möchte.
Wie oft habt ihr schon erlebt, dass ihr jemanden angesprochen habt, der einfach nicht reagiert, weil er im Smartphone-Tunnel steckt? Und wie oft habt ihr euch selbst dabei erwischt, dass euch Fragen plötzlich mehrfach gestellt werden müssen? Willkommen in der Generation Iphone. Früher dachte ich immer, das sei eine Bloggerkrankheit. Insta, Twitter, Facebook und Co - Social Media will schließlich gepflegt werden, aber mittlerweile scheint das überall,vom Zehnjährigen bis hin zum Mittvierziger, angekommen zu sein. Echte soziale Kontakte und miteinander reden? Wieso, ich habe doch Siri?! Ich bin genervt und gleichzeitig auch schuldig!
Klar haben wir -vor allem als Blogger- oftmals das Bedürfnis, besondere Momente oder einfach nur den ganz normalen Alltagswahnsinn zu teilen und Fröhlichkeit zu verbreiten - in mal mehr oder weniger starker Frequenz. Das ist auch gut so, aber brauchen wir das, um up to date und hip zu sein? Kann man nicht einfach mal kurz Pause drücken, den Augenblick für sich allein genießen mit den Menschen um einen herum, statt bei Unterhaltungen mit körperlicher An- und geistiger Abwesenheit zu glänzen, wie mir doch oft erscheint? Den Kreislauf zu durchbrechen, ist vielleicht nicht ganz so einfach, wollen wir doch teilhaben an dieser Internetwelt und unsere Stimme nutzen. Dennoch ist der Grat zwischen freudigen Momenten teilen und ein reines zur Schau stellen eines "Schau nur wie gut es mir doch geht-Lifestyles" sehr schmal.
Es kann doch nicht normal sein, frühmorgens als erstes Insta zu checken. Bewusster sollte der Umgang sein. Denn sonst zieht die Realität an uns vorbei, während wir uns parallel in einer Cyberblase befinden. Vielleicht wäre ein Smartphone-Detox eine Idee? Denn wenn ich ehrlich bin, sind doch die Abende am schönsten, an denen ich im Anschluss merke (und ganz erstaunt bin), dass ich mein Handy nicht einmal in der Hand hatte. Das spricht in einer Zeit wie heute doch eigentlich für sich.
Wie seht ihr das mit den Smartphones? Ist euch diese "Sucht" auch schon so extrem aufgefallen? Ich für meinen Teil möchte das gerne reduzieren. Nicht mal unbedingt in Bezug auf meine Social Media Kanäle, da möchte ich schließlich trotzdem mit euch verbunden sein. Vielmehr geht es um dieses ständige Checken, obwohl ich es erst vor 5Minuten getan habe, dieses Dauer-Online-Sein, stets und ständig erreichbar, sofort Aufspringen, wenn das Handy blinkt und es hört verdammt nochmal einfach nicht auf zu blinken. Ich denke, das würde uns gut tun - was meint ihr?
BLOGLOVIN//FACEBOOK// TWITTER